Leserbriefe

Gastautoren

Leserbriefe und Artikel mit Namen der Einsender*innen und Gastautor*innen, auch anonym mit einem *, gekennzeichnet geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion der „Frieden – gewinnen“- wieder und erscheinen in Eigenverantwortung des entsprechenden Autor*innen.

Inhalt


05.08.2024: 44 Jahre Friko

Gastautor: Jutta Kausch-Henken, Friko, 05.07.2024

Foto: Ingo Müller, Jutta während der Veranstaltung: Hiroshima und Nagasaki Gedenktag am 6.August 2024

45 Jahre NATO-„Nach“rüstung, Impuls für eine starke Friedensbewegung

Vor 45 Jahren forcierte ein sozialdemokratischer Kanzler die Diskussion, US-amerikanische Mittelstreckenraketen und Marschflugkörper in Deutschland aufzustellen.

Heute ist es wieder ein sozialdemokratischer Kanzler, der einer Stationierung von weitreichenden US-Waffen in Deutschland – einschließlich von Hyperschallraketen –

zustimmt. Beide Male ging es gegen den Osten. 1979 war es die Sowjetunion, „das Reich des Bösen“, heute ist es Russland, ebenfalls das „Reich des Bösen“.

Wie sich das doch alles gleicht!

weiterlesen hier:


02.08.2024: Judenfeindlichkeit und Antisemitismus

von Jürgen Horn

Antisemitismus-ist-moderne-Judenfeindlichkeit

26.05.2024: Der Ukrainekrieg verschärft sich

von Klaus Dallmer

Der Ukrainekrieg verschärft sich.
Der weitere Verlauf des Krieges um die Ukraine scheint uns im Wesentlichen vom Zusammenwirken von vier Faktoren abzuhängen:

1. Der ukrainische, antirussische Ultranationalismus hat nach dem Regierungssturz 2014 die gesellschaftliche Hegemonie erlangt. Er droht sie nun allmählich zu verlieren, weil die ukrainische Bevölkerung sich zu fragen beginnt, warum sie die Kriegsleiden für die Rückeroberung der russischsprachigen Gebiete weiter auf sich nehmen soll, wo alles Russische doch so verhasst ist. Und es ist absehbar, dass die betreffenden Gebiete dann unter europäische Fremdherrschaft und Ausbeutung gelangen würden.

2. Der russische Großmachtchauvinismus ist in der militärischen Umsetzung schwach. Er dient als Ideologie für das nationalistische Selbstbewusstsein, nach dem Zusammenbruch des Sowjetimperiums und dem Jelzinschen Niedergang ins Chaos wieder erstarkt zu sein. Diese wiedererlangte Stärke und Weltgeltung ist in Putin verkörpert. Wegen der russischen Nationalsaga und der jahrhundertelangen engen Verbindungen ist der Verlust des Einflusses auf die Ukraine mit dem russischen Nationalbewusstsein unvereinbar. Die mögliche Aufstellung amerikanischer Atomraketen an der ukrainisch-russischen Grenze widerspricht den fundamentalen nationalen Interessen Russlands. Eine NATO-Mitgliedschaft der Ukraine scheint deshalb für Russland nicht hinnehmbar zu sein.

3. Als US-amerikanische Interessen sind mehrere auszumachen, die sich zum Teil widerstreiten.
Das Gefügigmachen Russlands durch Erpressung mittels NATO-Einkreisung ist bisher ausgeblieben, kann aber noch wirksam werden, womöglich durch das Aufstellen von Hyperschallraketen in Deutschland.
Die Schwächung Russlands durch die Eskalation des Krieges hat bisher weder wirtschaftlich noch militärisch funktioniert. Das spricht für Abbruch des amerikanischen Engagements.
Als Schlachtfeld zur Erprobung der Waffensysteme und zum Sammeln von Kriegserfahrung unterhalb der Atomschwelle ist der Ukrainekrieg weiterhin für die amerikanische Militärführung und für die Profite der Rüstungsindustrie von hohem Nutzen. Das spricht für Fortsetzung.
Seit über hundert Jahren verfolgen die USA das Ziel, die Verbindung von europäischer Technologie und russischem Rohstoffreichtum zu verhindern, weil ein solches vereinigtes Eurasien das Ende der amerikanischen Welthegemonie bedeuten würde. Der Graben zwischen Westeuropa und Russland ist nun so tief wie nie zuvor, auch das spricht für Abbruch. Aber um welchen Preis wurde dieser Bruch erreicht? Russland und China sind zusammengerückt und arbeiten mit weiteren Staaten an eigenen Zahlungs- und Währungssystemen, was die Dollarherrschaft und den schuldenbasierten amerikanischen Lebensstandard bedroht. Und nicht zuletzt muss - bevor die USA den Krieg mit ihrem Hauptkonkurrenten China vom Zaun brechen – sichergestellt werden, dass die russischen Atomwaffen nicht gegen die USA zum Einsatz kommen. Dazu muss alles unternommen werden, wieder einen Keil zwischen Russland und China zu treiben, oder die russischen Atomwaffen müssen vorher unschädlich gemacht werden.

4. Die Europäische Union hat an ihrer schrittweisen Ausdehnung nach Osten (jeweils abgesichert durch die NATO-Mitgliedschaft) gut verdient. Anders ausgedrückt: das europäische Kapital konnte gute Gewinne machen. Nun hat Kapital konkurrenzgetrieben die Eigenschaft, dass es ständig wachsen muss, und es muss die Profitrate im Verhältnis zu den eingesetzten Milliarden halten, sonst können irgendwann die Kredite nicht mehr bedient werden. Lässt sich die Profitrate in der materiellen Produktion nicht aufrechterhalten, werden die Finanzen in die Spekulation gedrückt, was einigermaßen unsicher ist. Daraus ergibt sich ein Druck zur Expansion, zum Herausbrechen neuer Gebiete aus fremden Einflusszonen, ideologisch verschleiert als Unterstützung des Kampfes für Freiheit – gemeint ist aber die Investitions- und Profitfreiheit.
Dieser Zwang zur Expansion hat das EU-Assoziierungsabkommen hervorgebracht, das die Ukraine über Maidan, Regierungssturz und ultranationalistische Hegemonie ins westliche Lager gezogen und die Abspaltung von Donbas und Krim bewirkt hat - und somit eine der Hauptursachen für den Krieg ist, obwohl das Risiko vorher bekannt war.
Nun hat die EU schon so viel in den Krieg investiert, die Gewinne beim Wiederaufbau locken, und das alles soll verloren sein? Und mit der Ukraine soll Schluss sein mit Expansion und Freiheit? In Georgien sind schon EU-begeisterte Massen bereit für den nächsten nationalen Freiheitskrieg, und dahinter kommen noch Kasachstan, Usbekistan usw usw. Soll man die „freiheits“liebenden Menschen in diesen Ländern enttäuschen, indem man in der Ukraine einknickt? Daher jetzt die Diskussion um Bodentruppen und um die Freigabe des Einsatzes westlicher Waffen für Angriffe auf russisches Staatsgebiet.

Für den Gewinnzwang des Kapitals und die Politiker, die meist unbewusst seine Sachzwänge vollziehen, sind die möglichen Opfer der von ihnen provozierten Kriege zweitrangig, und sie werden ausgeblendet, denn man ist sich ja sicher, moralisch auf der guten Seite zu stehen und zu siegen. Die herrschende Bande unserer noblen Ausbeuter und ihre politischen Vollzugsknechte riskieren nicht zum ersten Mal, auch das eigene Land in Schutt und Asche zu legen. Auch ein drohender Atomkrieg wird auf die leichte Schulter genommen. Wie können wir sie stoppen?

Klaus Dallmer, 26.05.2024